Bündnis 90/​Die Grünen zum Stadtrat-​TOP „Stellungnahme zu der geplanten Schutzgebietsausweisung des Naturschutzgebietes Bliesaue zwischen Blieskastel und Bliesdalheim“

Wir sind stolz auf unseren Bliesgau, auf die Schönheit der Natur, auf die Vielfalt der Pflanzen und Tiere. Immer mehr Menschen finden den Weg zu uns und bewundern die abwechslungsreiche Landschaft. Gerade der Auenwald entlang der Blies ist eine ganz besondere Natur-Oase.

Heute geht es darum, ein bereits ausgewiesenes Naturschutzgebiet durch Verordnung in das europäische Netzwerk NATURA 2000 zu integrieren und dieser zuzustimmen. Damit wird ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt geleistet.

Erhalt der biologischen Vielfalt 

Natura 2000 ist eine europäische Naturschutzkonzeption auf Grundlage der EG-​Vogelschutzrichtlinie aus dem Jahr 1979 und der FFH-​Richtlinie (Fauna = Tierwelt, Flora = Pflanzenwelt, Habitat = Lebensraum) aus dem Jahr 1992. Das Ziel der Staaten der Europäischen Union ist damit die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Europa und der Aufbau eines zusammenhängenden Netzes europäischer Schutzgebiete.

Nach den Vorgaben der beiden Richtlinien muss jeder Mitgliedstaat Gebiete benennen, die für die langfristige Erhaltung von wildlebenden Vogelarten bzw. von europaweit gefährdeten Lebensräumen, Tier- und Pflanzenarten bedeutend sind. In Deutschland sind dafür die Bundesländer zuständig.

Ziel der Richtlinie

Das Ziel der Richtlinie ist, einen günstigen Erhaltungszustand der natürlichen Lebensräume und der Populationen wildlebender Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse zu bewahren oder wiederherzustellen. Mit dem Begriff „Erhaltungszustand“ ist dabei nicht allein die Unterschutzstellung von intakten Lebensräumen gemeint, sondern auch die Wiederherstellung und Entwicklung von Lebensräumen und die Wiederansiedlung von verdrängten Arten.

Deutschland hat insgesamt etwa 7 Millionen Hektar als FFH- und Vogelschutzgebiete an die EU gemeldet. Das entspricht ca. 14 Prozent der Landfläche und 41 Prozent der Wasserfläche Deutschlands. Im Saarland besteht das Netz Natura 2000 insgesamt aus 126 Gebieten mit einer Fläche von 29.940 Hektar; das entspricht 11,6 Prozent der Landesfläche.

Natura 2000 Gebiete sind keine Totalreservate

Wir sprechen hier von knapp 200 m2, die z.T. in der Gemeinde Gersheim liegen. Nun werden im Zusammenhang mit den Ausweisungen oft diffuse Ängste geschürt, man dürfe in diesen Gebieten nichts mehr machen. Fakt ist: Natura 2000-​Gebiete sind keine Totalreservate, die jegliche Nutzung ausschließen. Wirtschaftliche und soziale Nutzungen in den FFH- und Vogelschutzgebieten sind daher möglich, solange sie nicht die Vorkommen der zu schützenden Naturgüter erheblich beeinträchtigen. Man darf mähen, aber nur zu bestimmten Zeiten, man darf fischen, aber nur zu bestimmten Zeiten. Und man darf auch jagen. Oft wehren sich gerade Landwirte gegen diese Ausweisungen, weil sie sich in ihrer Bewirtschaftung beschnitten sehen. Aber es ist unsere feste Überzeugung, dass wir die Artenvielfalt und eine lebendige Natur nur erhalten können, wenn wir auch innerhalb der Landwirtschaft umdenken und zu einem naturverträglicheren Umgang mit dem Boden, den Tieren, den Pflanzen kommen. Denn die Biodiversität ist u.a. durch Monokultur bedroht, einige Arten sind bereits unwiederbringlich ausgestorben.

Wir wollen nicht hoffen, dass es soweit kommt, wie Albert Einstein es beschrieben hat: „ Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“

Weitere Informationen: http://​www​.saarland​.de/​1​2​8​0​6​2​.​htm

Brigitte Adamek-​Rinderle