Brigtitte Adamek-​Rinderle: Bewerbung der Stadt Blieskastel als „FairTrade-​Stadt“ im Rahmen der internationalen Kampagne „Fairtrade-​Towns“

Stadtrat Blieskastel 26.03.2105

TOP 3 Bewerbung der Stadt Blieskastel als „FairTrade-​Stadt“ im Rahmen der internationalen Kampagne „Fairtrade-​Towns“ von TransFair  2014/​049

Es ist schon vieles gesagt worden über Fair Trade. Zum Beispiel, dass das ja ganz gut sei, aber brauchen wir noch ein Label; – wir haben ja schon Biosphäre und Città Slow, – das reicht doch aus. Wir von der Fraktion der Bündnis/​Grünen sind der Meinung, das reicht eben noch nicht aus.

Warum? Während Città Slow ein Label ist, dass sich mit dem Leben in der Stadt Blieskastel auseinander setzt, der Gastfreundschaft, der Entwicklung eines Regionalbewusstseins, umfasst die Biosphäre die gesamte Bliesregion. Deren Aufgabe ist es, gemeinsam mit uns allen, eine Lebenssituation zu entwickeln , in der Mensch und Natur im Einklang miteinander leben und arbeiten können.

Das Fair Trade Siegel erweitert das Ganze um den globalen Aspekt und macht uns klar, dass wir nicht auf einer Insel der Glückseligen leben, sondern, dass alles mit allem vernetzt ist und es eben nicht egal ist, wenn in China der sprichwörtliche Sack Reis umfällt.

Die Waren und Lebensmittel, die dort oder in Pakistan, Indien, Afrika erzeugt werden und zu uns kommen, werden oft unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt: viel zu lange Arbeitszeiten, kein Urlaub, Kinderarbeit, keine Gewerkschaft, mangelnder Schutz vor Giften, die Liste ließe sich noch lang fortsetzen. Umweltverschmutzung und daraus resultierender Klimawandel sind weitere Folgen.Ich denke, ich sage Ihnen nichts Neues.

Erst, wenn es uns gelingt, den Menschen in Afrika und Asien Lebensbedingungen zu schaffen, die es ihnen ermöglichen, von dem verdienten Geld leben und ihren Kindern eine Ausbildung finanzieren zu können, werden sich mittelfristig die unglaublichen Flüchtlingsströme auf der Welt verringern. Die Flüchtlingsproblematik ist mittlerweile direkt bei uns angekommen und wird uns noch lange beschäftigen.

Mit unserem Einkaufsverhalten haben wir mehr Macht als wir meinen. Wir können Kleinbauern, Kooperativen (viele auch von Frauen) stärken, indem wir Fairtrade-​Produkte kaufen. Wir können auf Großkonzerne Druck ausüben, die den Erzeugern, auch in Deutschland, den Hals immer enger zudrehen, um die Preise drücken zu können. (Günter Wallraff, der vor einigen Jahren den Siebenpfeifferpreis erhalten hat, leistet da seit Jahrzehnten Pionierarbeit. Fragen an den Autor letzten Sonntag).Firmen wie C&A werben zurzeit mit Nachhaltigkeit. Sie wissen, dass gerade die Bekleidungsbranche durch die Brände in den pakistanischen Fabriken das Image aufpoliert werden muss. Hoffentlich nicht nur poliert.

Wir müssen bewusst einkaufen, um etwas zu ändern. Das kann für die allermeisten nicht am Geld liegen, seien wir doch mal ehrlich. (Auf den Fleischkonsum will ich in diesem Rahmen gar nicht eingehen) „Regional, saisonal und fair“ sind die Begriffe für unser zukünftiges Einkaufsverhalten, die auch vonseiten des saarl. Umweltministeriums propagiert und unterstützt werden.

Der Saarpfalzkreis als Fairtrade-​Kreis hat engagierte Mitarbeiterinnen, die sicher gern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wir haben in den Kirchen schon seit vielen Jahren sehr aktive Eine-​Welt-​Gruppen, die sich mit dieser Thematik befassen und fairtrade-​Waren verkaufen (Niederwürzbach, Lautzkirchen, … ). Diese würden sich auch in der lokalen Steuerungsgruppe engagieren, die bei einer Zertifizierung gebildet werden muss.

Wenn das Bewusstsein für all diese Zusammenhänge in Blieskastel noch nicht ausgeprägt genug ist, und Sorgen um eine „Eventlastigkeit“ bestehen, muss man eben Überzeugungsarbeit leisten, vor allem in Schulen. Auch da gibt es bereits eine Fülle von guten Projekten.

Ich bin gemeinsam mit meiner Fraktion fest davon überzeugt, dass eine Fairtrade Stadt Blieskastel nicht nur noch ein zusätzliches Label unter vielen ist, sondern eines der wichtigsten. Wir 39 Stadträtinnen und Stadträte tragen ein Stück Verantwortung für die zukünftige Entwicklung dieser Stadt. Wenn wir das Wort ernst nehmen, dann darf es überhaupt keine Diskussion über eine Zertifizierung als Fairtrade-​Town geben.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

 

Brigitte Adamek-​Rinderle