Aufstellung eines vorgezogenen Bebauungsplanes für den Neubau einer Seniorenresidenz

TOP 5.3: Aufstellung eines vorgezogenen Bebauungsplanes für den Neubau einer Seniorenresidenz/​Aufstellungsbeschluss


Redebeitrag Udo Schmid, Fraktion Bündnis 90 /​ Die Grünen

Sehr geehrte Bürgermeisterin, meine Damen und Herrn,

bevor ich mich dem eigentlichen Thema widme, hier noch einige Gedanken zum demographischen Wandel in unserer Gesellschaft:

In einer Zeit in denen die geburtenstarken Jahrgänge ins Rentenalter kommen, die Menschen immer älter werden, – die Bevölkerungspyramide praktisch auf dem Kopf steht,- haben Investoren die Pflegeimmobile als Renditeobjekt entdeckt. Es handelt sich hierbei um einen der größten Wachstumsmärkte im Baubereich. Experten gehen bis 2030 von einem zusätzlichen Bedarf von 370. 000 Pflegebetten aus. Das bedeutet, dass in den nächsten Jahren tausende neuer Pflegeimmobilien entstehen werden.
Grundsätzlich begrüßen wir diese Investitionen zum Wohle und zur Verbesserung der Lebensqualität pflegebedürftiger und alleinstehender Menschen. Auch hinsichtlich der regionalen Wirtschaftsförderung kann man diesen Boom sehen und begrüßen.
Allerdings dürfen wir bei aller Euphorie des Bauens nicht vergessen, unter welchen Bedingungen die Pflegekräfte oft arbeiten müssen: chronischer Personalmangel, schlechte Bezahlung, schlechte Arbeitsbedingungen, nur um einige ungelöste Probleme zu benennen, werden uns zukünftig vor schwierige Herausforderungen stellen. Da gilt es, gegenzusteuern, auch mit Alternativen wie z.B. Förderung und Anerkennung der familiären Pflege, der 24 Std Pflege, von Wohngemeinschaften, Nachbarschaftshilfen usw. Gesellschaftliche Akzeptanz und Wertschätzung spielen hier eine entscheidende Rolle.
Wütend macht mich in dem Zusammenhang die Anstellung von Pflegekräften aus dem Osten, die oft nach Gutsherrenart beschäftigt und behandelt werden, keinerlei Wertschätzung erfahren, und da sind die Ausnahmen nicht die Regel.

Doch zurück zu unserem Pflegeheim in Niederwürzbach:

Der Standort mitten im Ortskern ist außerordentlich zu begrüßen: nicht abgeschoben, versteckt und abseits des Lebens, sondern mittendrin, beim Sport, nahe bei den Veranstaltungen, den Vereinen, Kindergärten, Schulen und dazu das Naherholungsgebiet Niederwürzbacher Weiher. Das alles macht den Standort nahezu ideal.

Wir als Stadtrat haben nicht nur die Aufgabe, Sorge für eine ausreichende Infrastruktur zu tragen, wir sind auch dazu verpflichtet, bei Versiegelung des Bodens für Ausgleich-​Maßnahmen zu sorgen. Indem wir zum Beispiel einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Das bedeutet, dass wir im Rahmen der Bauleitplanung oder einem Durchführungsvertag Energie-​Standards festlegen und gestalten.
Für uns, die Fraktion der Grünen, ist das “KFW-​Effizienzhaus 40+ “ als Standard gesetzt und Grundvoraussetzung, um dem Bauvorhaben zuzustimmen. Auch sollten sich Maßnahmen zur Förderung der E-​Mobilität, die längst europaweit gefordert werden, im Bau von Ladesäulen niederschlagen.
KFW 40+ bedeutet 60 Prozent weniger Energieverbrauch als ein vergleichbares Referenzobjekt nach gesetzlichem EnEV Standard. Um diesen hohen Grad von Energieeinsparung zu erreichen, ist neben einer sehr guten Dämmung der Gebäudehülle vor allem deren luftdichte Ausführung wichtig. Die hocheffiziente Heizungs- und Lüftungstechnik im Zusammenspiel von Photovoltaik, Solarthermie und Wärmerückgewinnung hat sehr niedrige Energiekosten zur Folge. Überschüssige Energie aus der Stromerzeugung wird gespeichert, in den Abend- und Nachtstunden verbraucht und kann Heizungsunterstützend eingesetzt werden. Dadurch entstehen nur ganz geringe Energieverbräuche von kleiner 15 kWh /​m2. Ein wichtiger Beitrag zur Energieeinsparung!
Unsere Nachbarkommune Kirkel geht uns mit dem ASB Seniorendorf im „Burggarten“ mit gutem Beispiel voran. Sie hat diesen KFW40+ Maßstab bereits umsetzt.

Deshalb ist es für uns nur folgerichtig, wenn wir diesen Standard in unserer Bauleitplanung festschreiben. Nur so können wir auch den von uns gemeinsam beschlossenen Biosphären-​Klimazielen Rechnung tragen.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.