Antrag: Pestizidfreie-​Kommune

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin,

die bündnisgrüne Stadtratsfraktion beantragt, folgenden Punkt auf die Tagesordnung der nächsten Stadtratssitzung aufzunehmen:

Antrag „Pestizidfreie Kommune“

Der Stadtrat von Blieskastel entscheidet in seiner Sitzung vom 24. Mai 2018, dass die Stadtverwaltung sich verpflichtet :

1. ab sofort/​schrittweise auf allen kommunalen Flächen (Kulturland sowie Nichtkulturland) keine chemisch-​synthetischen Pestizide (Pflanzenschutzmittel) einzusetzen ,

2. private Dienstleistungsunternehmen, die den Auftrag zur Pflege öffentlicher Flächen erhalten, ebenfalls zu einem Pestizidverzicht verpflichtet ,

3. bienen- und insektenfreundliche Blühflächen oder Projekte initiiert ,

4. bei der Verpachtung kommunaler Flächen für eine landwirtschaftliche Nutzung ein Verbot des Einsatzes von Pestiziden im Pachtvertrag verankert,

5. private Firmen mit kommunaler Mehrheitsbeteiligung zur pestizidfreien Bewirtschaftung aufzufordern,

6. Bürger und Bürgerinnen über die Bedeutung von Biodiversität in der Stadt informiert und gleichzeitig Möglichkeiten zum Schutz von Bestäubern wie Bienen und Wildbienen sowie giftfreie Maßnahmen beim Gärtnern aufzeigt ,

7. sich innerhalb der Biosphäre für einen gleichlautenden Beschluss gemeindeübergreifend einsetzt. Die Bürgermeisterin wird in diesem Zusammenhang beauftragt, den gleichen Beschluss in den entsprechenden Gremien des Biosphärenzweckverbandes zu erwirken.

Begründung:

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat die Initiative „Pestizidfreie Kommune“ ins Leben gerufen. Dieser Initiative haben sich bereits über 180 Städte und Gemeinden aus ganz Deutschland angeschlossen. Die Stadtverwaltung sollte als zentraler Ort der Biosphäre mit gutem Beispiel vorangehen und sich ebenfalls für ein pestizidfreies Blieskastel starkmachen. Der BUND hat auf seiner Internetseite einen Musterantrag mit Begründung für die kommunalen Gremien zur Verfügung gestellt. Dieser Antrag dient als Grundlage für den o.g. Die Bürgermeisterin wird darüber hinaus beauftragt, sich für ein gemeindeübergreifendes Verbot innerhalb der Biosphäre einzusetzen und in den entsprechenden Gremien den gleichen Beschluss zu fassen.
In Städten und Gemeinden werden Pestizide eingesetzt, um Wege in Parks, Sport – und Spielplätze, Grünanlagen oder Straßenränder frei von unerwünschten Kräutern und Gräsern zu halten oder um gegen ungeliebte Insekten vorzugehen. Viele der Mittel stehen im Verdacht, Krebs zu erregen, die Fortpflanzung zu schädigen oder eine hormonelle Wirkung zu haben. Auf öffentlichen Flächen wie beispielsweise Sport- und Spielplätzen können die Wirkstoffe in direkten Kontakt mit den Bürgern und Bürgerinnen kommen. Insbesondere für Kinder und Schwangere ist das eine Gefahr. Auch Haustiere wie Hunde und Katzen sind den Stoffen schutzlos ausgeliefert.
Für viele Tier- und Pflanzenarten im städtischen Raum sind Pestizide ein Verhängnis. Den n nicht nur die unerwünschten Wildkräuter und Insekten werden beseitigt, sondern auch Honigbienen, Wildbienen, Schmetterlinge und Fledermäuse. Entweder töten und schädigen Pestizide Insekten oder Wildkräuter direkt oder sie dezimieren ihren Lebensraum und ihre Nahrung. Von den fast 600 Wildbienen-​Arten in Deutschland steht rund die Hälfte auf der Roten Liste. Dabei sind blütenbesuchende Insekten unentbehrlich für die Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen. Sie erhalten die Pflanzenvielfalt und sichern landwirtschaftliche Erträge und damit unsere Ernährung. Laut Welternährungsorganisation sind weltweit rund zwei Drittel unserer Nahrungspflanzen auf Bestäuber angewiesen. In Städten und Gemeinden sichern Honigbienen, Wildbienen und Schmetterlinge den Kleingärtnern eine gute Obsternte und den Stadt-​Imkern reichlich Honig.
Weltweit und auch in Deutschland erleben wir einen zunehmenden Verlust der Artenvielfalt. Grund dafür ist unter anderem die intensive Landwirtschaft. Dort dominieren meist Monokulturen, die intensiv mit Pestiziden gespritzt werden. Hecken oder Blühflächen, als Rückzugsgebiete und Nahrung für viele Insekten, Vögel und Säugetiere fehlen oft komplett. Über 40.000 Tonnen Pestizide belasten jährlich in Deutschland die Umwelt, Tendenz steigend.
Das Ziel der Nationalen Biodiversitätsstrategie, den Verlust von Arten zu stoppen, kann mit dem aktuellen Pestizideinsatz nicht erreicht werden.
Siedlungsgebiete sind oft letzte Rückzugs orte für bedrohte Arten, die in der Agrarlandschaft keinen Lebensraum mehr finden. Kommunen können hier Verantwortung und eine Vorreiterrolle für den Artenschutz übernehmen, indem sie bei der Flächenpflege keine Pestizide einsetzen. Auch für die menschliche Gesundheit, die Lebensqualität und den Tourismus ist der Pestizidverzicht ein Gewinn. Bundesweit sind bereits zahlreiche Städte ganz oder teilweise pestizidfrei, einige von ihnen sogar schon seit über 20 Jahren. Blieskastel ist seit einiger Zeit auf einem guten Weg, indem städtische Flächen mit mehrjährigen Stauden bepflanzt worden sind, die Insekten ein ganzjähriges Blütenangebot und damit Nahrung und Lebensraum bieten. Besonders wichtig ist dabei immer die Kommunikation mit den Bürger n und Bürgerinnen, um die notwendige Akzeptanz zu schaffen.

gez. Lukas Paltz,
Fraktionsvorsitzender

 

 


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